Liebe Leserinnen und Leser,
wer war nochmal Hermes aus der griechischen Götterwelt? Das ist der Gott aus der Antike, der den Menschen die Botschaften der Götter übermittelt. Er erklärt sie, bringt sie den Menschen nahe. Er macht also keine bloßen Mitteilungen, sondern er muss so reden, dass die Menschen die göttliche Botschaft auch verstehen. Dazu bewegt er sich schneller als das Licht mit Hilfe kleiner Flügel, zwei an jedem seiner Stiefel.
Die „Hermesarbeit“ ist die Aufgabe der Kirche, ihrer Leitung und ihrer Mitglieder, nämlich die Botschaft Gottes in Wort und Tat weiterzugeben an die Menschen. Und dies in einer Weise, dass die Menschen die Botschaft auch verstehen. Paulus (der aus der Bibel, seine Biographie ist in der Apostelgeschichte nachzulesen), der kann das gut. Den Menschen von Gott und seinem Glauben erzählen. Er kann das so gut, dass da, wo er aufschlägt, die ersten christlichen Gemeinden entstehen, so viele lassen sich taufen. Kein Wunder, dass ZuhörerInnen den redegewandten Paulus sogar einmal für Hermes halten und ihn vergöttern wollen. So eindrücklich spricht er von Gott und tut ein Wunder. Einen Mann heilt er. Einen, der ohne Kraft war, den richtet er auf, so heißt es. Paulus aber besteht trotz wunderbarer Kraft und Redekunst darauf, dass er ein ganz normaler Mann sei. Er formuliert aus dem Moment heraus ein Glaubensbekenntnis: Ich glaube an den „lebendigen Gott, der Himmel und Erde und das Meer und alles, was darin ist, gemacht hat.“. Schließlich stellt Paulus dem Wunder und seinem Glaubensbekenntnis einen Gottesbeweis hinzu. Er sagt: Gott hat sich bezeugt… „er hat viel Gutes getan und euch vom Himmel Regen und fruchtbare Zeiten gegeben, hat euch ernährt und eure Herzen mit Freude erfüllt.“ Denken Sie an Ihr Leben zurück! Immer wenn Sie ein Regen erfrischt hat, etwas gewachsen ist, immer wenn es Ihnen gut gegangen ist, immer, wenn Sie satt waren, immer, wenn Sie sich gefreut haben… immer dann, hat sich Gott in Ihrem Leben gezeigt. So oft gehen Gotteskritiker den umgekehrten Weg: Weil es so viel Böses gibt, kann es doch Gott nicht geben. Paulus dreht die Argumentation um: Weil es so viel Gutes gibt, ist es völlig ersichtlich, dass Gott existiert. Wir müssen gar nicht darüber streiten, ob das ein wirklicher Beweis ist. Wir wissen: „Es“ wäre nicht Gott, ließe es/sie/er sich beweisen oder festlegen. Aber doch sind wir, die wir weitererzählen sollen, von unserem Glauben / von Gott, gefragt: Wie ist Gott oder wer ist Gott, an den ich glaube. Und: Wie oder wann hat sich Gott in meinem Leben „bewiesen“? Keine hochdogmatischen Sätze sind gefordert. Und keineR muss einE RedekünstlerIn sein wie Paulus… Das ist die vornehmliche Aufgabe der Mitglieder einer Kirchengemeinde und – wie ich finde – schönste Aufgabe. Gottbote oder Gottbotin zu sein. Der Kirchengemeinderat ist verantwortlich, dafür möglichst optimale Rahmenbedingungen zu schaffen, eine Kirchengemeinde „aussagekräftig“ und tatkräftig zu halten.
Diese Verantwortung zu übernehmen, das haben unsere drei neuen KirchengemeinderätInnen Evelyn Meurs, Heike Campello und Rüdiger Schlierenkämper versprochen und sind eingeführt in ihr neues Amt und dafür gesegnet worden. Nun sind wir wieder zehn KirchengemeinderätInnen und ein ständiger Gast. Wir – nun vollzählig - das sind: Julia Buck, Christina Rausch, Hermann Ohle, Steffi Spieckermann-Lange, Gisela Wiedemann, Lars Heindl, Sonja Troll, Evi Meurs, Heike Campello, Rüdiger Schlierenkämper und ich. Aus dem Einführungsgottesdienst haben der Kirchengemeinderat und alle GottesdienstbesucherInnen drei Denk- und Sprechaufgaben mitbekommen, die ich gerne auch an Sie weitergebe:
• Posaunen Sie es heraus: An was oder wen glauben Sie?
• Erklären Sie: Wie bezeugt sich dieser Glaube in Ihrem Leben und dem der anderen?
• Tun Sie Wunder: Sagen Sie müden Menschen: „Stell dich aufrecht auf deine Füße.“
Machen Sie doch mit! Sie müssen nicht Hermes sein. Das geht auch ohne Flügel an den Stiefeln.
Herzlich grüßt Sie
Ihre Pastorin Angelika Gogolin