Geistliches Wort im Monat Mai "Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt."


Erhobene Stimmen, enttäuschte Erwartungen. Sie hatten doch versprochen, dass er gesund werden könne. Zumindest hatten sie es angedeutet. Und er hatte sich Hoffnung machen lassen. Passiert war am Ende – nichts. Der Zustand des Jungen: unverändert. Einmal mehr die Ohnmacht, nicht einmal dem eigenen Kind helfen zu können. Der Enttäuschung des Vaters fehlt die Kraft, sich in Wut zu entladen. Das erledigen die anderen für ihn, die Gaffer und die Skeptiker, die natürlich immer schon wussten, dass das alles nichts hatte werden können und ihrem Unmut jetzt trotzdem lautstark Luft machen. Und dann kommt er dazu. Wider alle Vernunft bäumt sich die Hoffnung des Vaters noch einmal auf. „Kannst du was, dann hilf!“, schleudert er ihm entgegen. Jesu Antwort? „Wenn ich kann? Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt.“

Die Konfirmationen liegen gerade hinter uns, die Taufsaison liegt unmittelbar vor uns und dieser Satz scheint einen Nerv zu treffen: Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt. Über ein Drittel der Konfirmanden hat ihn sich unabhängig voneinander zum Konfirmationsspruch gewählt, mehrfach habe ich ihn als Wunschvers zur Taufe gehört. Je größer die Unsicherheit über das, was kommen mag, desto lauter sprechen diese Worte. Je kälter die diffuse Beklommenheit darüber, welche Annehmlichkeiten und Möglichkeiten uns in dieser Generation abhanden kommen mögen, desto wärmer leuchten sie. Ganz egal, wohin diese Welt steuert: Dinge sind möglich. Ganz egal, was morgen passiert: Dinge sind möglich. Auf meinem Weg ins Leben hinein: Dinge sind möglich.

Auf Jesu Entgegnung hin entfährt dem Vater in der Geschichte ein Seufzer, als reiße es ihn entzwei. Er will ja glauben. Er will die Hoffnung nicht fahren lassen, aber zugleich meint er, die Grenzen des Möglichen zu kennen: „Ich glaube, hilf meinem Unglauben!“

Vielleicht ist das für mich das Schönste an meinem Glauben: Gar nicht glauben zu müssen. Zumindest nicht aus eigener Kraft. Wer auch immer das ist, der alles aus dem Glauben heraus vermag – ich bin es nicht. Und mit einem „Glaub an dich, dann schaffst du das!“ ist mir schon gar nicht geholfen. Ich kenne meine Grenzen. Aber ich kenne auch den, der keine Grenzen kennt. Und das genügt, zu ihm kommen und zu rufen: „Ich will glauben, hoffen, lieben. Hilf mir, wo ich es nicht kann!“

Jesus heilt das Kind. Vermutlich gleichermaßen fasziniert wie konsterniert warten seine Jünger, bis sie mit ihm allein sind. Dann platzt es aus ihnen heraus: Warum kannst du tun, was uns nicht gelingen wollte? Jesu Antwort ist so einleuchtend wie herausfordernd: „Allein durch Beten kann so etwas geschehen.“ Mich auf Gott ausrichten, ihn bewusst in mein Leben hineinholen, meine Gedanken und Gefühle mit ihm teilen. Natürlich macht das einen Unterschied! So wächst der Glaube. Das verändert mich. Unmögliches wird möglich. Wir fragen: „Kannst du das?“ Jesus sagt: „Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt.“

Ihr und Euer Pastor Konrad Otto

 


Ab sofort treffen wir uns jeden Monat, um gemeinsam die Bibel kennenzulernen oder wiederzuentdecken, unsere Gedanken zu teilen und unsere Ideen zu diskutieren. Los geht es mit dem Markusevangelium, aus dem diese Geschichte stammt. Die ersten Treffen: Dienstag, der 9. Mai; Dienstag, der 6. Juni; Dienstag, der 8. August. Jeweils 19 Uhr im Pastorat Brunstorf.